
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode
Drucksache
11/4611
Zweiter Abschnitt
Tätigkeitsbericht nach Wirtschaftsbereichen
Mineralölerzeugnisse (22)
Die inländischen Mineralölmärkte waren während
des gesamten Berichtszeitraums durch einen ver-
gleichsweise niedrigen Rohölpreis geprägt. Nach dem
tiefen Fa
ll
der Rohölpreise in den Jahren 1985/86
setzte allerdings zunächst im September 1986 eine
Erhöhung des Preisniveaus ein. So stieg der für die
inländische Mineralölindustrie maßgebliche Grenz-
übergangswert im Durchschnitt von 178, — DM/t
(Jahrestiefstand 1986) auf 266, — DM/t im August
1987, lag damit aber immer noch weit unter der vor
Beginn des Preiseinbruchs festgestellten Marke von
knapp 700, — DM/t. In der Folgezeit gaben die Roh-
ölpreise erneut nach. Am Ende des Jahres 1988 be-
trug der durchschnittliche Grenzübergangswert
200,80 DM/t.
1.
Rohölverarbeitung
Die Kapazitätsauslastung der inländischen Raffinie-
ren hat sich im Berichtszeitraum erneut verbessert. Sie
lag im Jahre 1988 bei durchschnittlich 88 % und damit
deutlich über dem Auslastungsgrad des Jahres 1986
(81,3 %) und der Vorjahre (1980: 64,4 %). Die Verar-
beitungskapazitäten haben sich auf einen Jahres-
durchsatz von nunmehr unter 80 Mio. t weiter vermin-
dert (Ende 1986: 85 Mio. t). Ursache hierfür war im
wesentlichen die Einstellung der Rohölverarbeitung
zweier Raffinerien zum Jahresende 1988. Der durch
Raffineriestillegungen in großem Umfang gekenn-
zeichnete Anpassungsprozeß der letzten Jahre dürfte
gleichwohl a/jointfilesconvert/456955/bgeschlossen sein. Entgegen dieser Ent-
wicklung ist mit der Übernahme der Verarbeitungs-
anlagen der ESSO AG in Hamburg durch die bis dahin
nicht als Rohölverarbeiter im Inland tätige Holborn
Europa Raffine
ri
e GmbH, die zur Coastal Corpora
ti
on,
USA gehört, eine bereits stillgelegte Raffine
ri
e wieder
in Bet
ri
eb genommen worden. Dennoch hat sich die
Anzahl der im Inland tätigen Rohölverarbeiter ver-
mindert. Die Deutsche Fina hat die Rohölverarbeitung
zum Ende des Jahres 1988 eingestellt. Nach der Über-
nahme der Deutschen TEXACO AG (DTA) durch eine
Beteiligungsgesellschaft der Rheinisch-Westfälisches
Elektrizitätswerk AG (RWE — vgl. S. 52) sind die Ver-
arbeitungskapazitäten beider Unternehmen zusam-
mengefaßt worden. Mit einer Gesamtkapazität von
etwa 13,5 Mio. t nimmt das RWE jetzt den dritten Platz
unter den Unternehmen der Mineralölindustrie ein.
2.
Mineralölprodukte
Der Absatz von Mineralölprodukten ging im Berichts-
zeitraum um 2,8 % auf 106,3 Mio. t im Jahr 1988 zu-
rück. Absatzeinbußen traten insbesondere im Heizöl-
bereich ein. So verminderte sich der Absatz von leich-
tem Heizöl (HEL) im Jahr 1987 um 6,1 % und im Jahr
1988 um 4,4 %. Im Kraftstoffsektor war dagegen ein
Mehrabsatz zu verzeichnen. Dieser betrug im Jahr
1987 3,6 % (Vergaserkraftstoff) bzw. 2,5 % (Diesel-
kraftstoff) und im Jahr 1988 3,9 % bzw. 3,3 %.
Die Verbrauchera/jointfilesconvert/456955/bgabepreise blieben — ebenso wie
die Einkaufspreise an den Spotmärkten für Fertigpro-
dukte — auf niedrigem Niveau. Der HEL-Preis sank
weiter, im Jahr 1987 im Durchschnitt um mehr als
10 % und im Jahr 1988 nochmals um fast 16 %. Die
Tankstellenpreise waren ständig in Bewegung. Allein
im Jahr 1987 gab es bei Vergaserkraftstoff 15 Preis-
erhöhungsversuche durch A-Gesellschaften (Aral,
She
ll
, Esso, BP und Texaco), die insgesamt 45 Pf/l aus-
machten. Am Jahresende lagen die Tankstellenpreise
aber gleichwohl im Bundesdurchschnitt um 2 bis 3 Pf/l
unter dem Stand des Jahresanfangs. Ähnlich verlief
die Entwicklung im Jahr 1988, in dem stärker zwi-
schen verbleiter und unverbleiter Ware unterschieden
wurde. In 18 Preisanhebungen wurden die Preise für
verbleiten Kraftstoff um insgesamt 57 Pf/l und die
Preise für unverbleiten Kraftstoff um insgesamt 54 Pf/l
erhöht. Am Jahresende war — gegenüber dem Stand
am Ende des Jahres 1987 — eine effektive Preiserhö-
hung um durchschnittlich 5 Pf/l (verbleite Ware) bzw.
2-3 Pf/l (unverbleite Ware) festzustellen. Anfang
1989 hat sich das Preisniveau bei Vergaserkraftstoff
— bedingt durch die Anhebung der Mineralöl-
steuer — deutlich erhöht. Im weiteren Verlauf des
Frühjahrs haben die A/jointfilesconvert/456955/bgabepreise kräftig angezogen.
Gleichzeitig ist mit Super Plus ein neuer unverbleiter
Superkraftstoff auf den Markt gebracht worden, der
eine höhere Oktanzahl (98 ROZ) als das bis dahin
allein angebotene unverbleite Euro Super (95 ROZ)
hat. Der Preis für Super Plus lag noch im Februar 1989
2 Pf/l unter dem Preis für verbleiten Superkraftstoff
und 7 Pf/l über dem Preis für Euro Super. Das Bundes-
kartellamt wird die weitere Entwicklung der Preis-
struktur bei Vergaserkraftstoffen verfolgen. Die
Markteinführung der neuen Kraftstoffsorte ist noch
nicht a/jointfilesconvert/456955/bgeschlossen. Die preisliche Einordnung muß
im Ergebnis von der Preisentwicklung an den Impo
rt
-märkten maßgeblich bestimmt werden. Befürchtun-
gen, daß es beim mittelständischen Mineralölhandel
zu gravierenden Versorgungsengpässen kommen
kann, haben sich bisher nicht bestätigt.
Die Preisanhebungsrunden laufen stets in der Weise
ab, daß zunächst ein Anbieter aus dem Kreis der A-
Gesellschaften seine A/jointfilesconvert/456955/bgabepreise erhöht. Dem
schließen sich alsbald weitere Anbieter an. Die Preis-
anhebungen werden dabei von Berichten in der Ta-
gespresse und öffentlichen Kommentierungen
— auch durch die Mineralölindustrie — begleitet. Die
ständige Wiederholung dieser Vorgehensweise wird
häufig als Beleg dafür herangezogen, daß die Preisan-
hebungen auf einer nach § 1 unzulässigen Preisab-
Komentáře k této Příručce