
Drucksache 11/4611
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode
Überkapazitäten bestimmt, so daß Nachfrager nach
Polyurethan-Blockschaum auf mehrere andere An-
bieter ausweichen können. Marktzutrittsschranken
für Newcomer bestehen nicht. Im übrigen wirkt der
Zusammenschluß auch dekonzentrativ, da Metzeler
von Bayer als dem bedeutendsten Hersteller von Poly-
urethan-Vorprodukten (Polyole und Isocyanate) ge-
trennt wird. Dadurch wird Bayer wieder zu einem
nicht konkurrierenden Lieferanten für die Weich-
schaum-Hersteller. Außerdem finden künftig andere
Hersteller von Polyurethan-Vorprodukten leichteren
Zugang zu dem Verarbeiter Metzeler.
Das Bundeskartellamt hat die Übernahme sämtlicher
Geschäftsanteile der Bellaplast GmbH, Wiesbaden
(Polysar Ltd., Kanada), durch die Huhtamäki OY, Hel-
sinki, nicht untersagt. Der Zusammenschluß bet
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die Märkte für Einwegtrinkbecher und Verpackungs-
becher aus Kunststoff, auf denen Bellaplast eine füh-
rende Stellung einnimmt. Die Veräußerung der Bel-
laplast an den Staat Kuwait war im Jahre 1986 an
fusionsrechtlichen Bedenken des Bundeskartellamtes
gescheitert, da der Staat Kuwait über die Autobar
-
Unternehmensgruppe auf diesen Märkten in erhebli-
chem Umfang tätig ist und die Entstehung einer
marktbeherrschenden Stellung zu erwarten war (Tä-
tigkeitsbericht 1985/86 S. 72ff.). Da die Huhtamäki-
Gruppe auf den betroffenen Märkten nur in sehr ge-
ringem Umfang vertreten ist, kommt es nicht zu nen-
nenswerten Marktanteilsadditionen. Ressourcenge-
sichtspunkte spielten angesichts der Unternehmens-
größe des Veräußerers keine Ro
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e.
Aufgrund der fusionsrechtlichen Einwände des Bun-
deskartellamtes hat die zum Henkel-Konzern gehö-
rende Tricosal GmbH den geplanten Erwerb der
Firma Gumba Gummi aufgegeben. Von dem Zusam-
menschluß wären die Märkte für Kautschuk- und
PVC-Fugenbänder betroffen gewesen. Diese Mate-
rialien werden zur Ausbildung und Abdichtung von
Arbeits- und Bewegungsfugen im Betonfundament
-
bau, Tunnelbau und Brückenbau eingesetzt. Auf den
genannten Märkten ist Tricosal über Grünau und Le-
schus eindeutig Marktführer mit erheblichem Markt-
anteilsabstand zu den weiteren Wettbewerbern. Der
Zusammenschluß hätte nach den Feststellungen des
Bundeskartellamtes durch Marktanteilsaddition und
verbesserten Zugang zu den Absatzmärkten zur Ent-
stehung einer marktbeherrschenden Stellung geführt.
Die weiteren Wettbewerber wie Rehau, Meister, Kel-
ler-Hoffmann und Vredestein haben jeweils Marktan-
teile von unter 10 % und sind weitgehend mittelstän-
dische Unternehmen.
Gummiwaren (59)
Die Konzentration bei Kraftfahrzeugreifen hat weiter
zugenommen. Dies gilt in besonderem Maße und
weltweit für die Herstellermärkte, im Inland auch für
die Handelsmärkte. Marktbeherrschende Stellungen
sind aber auf den einzelnen Reifenmärkten bisher
nicht entstanden. Die beim Bundeskartellamt ange-
meldeten Zusammenschlüsse sind daher auch nicht
untersagt worden. Der Mehrheitserwerb an dem ame-
rikanischen Reifenhersteller General Tire durch Con
-
tinental hatte keine spürbaren Inlandsauswirkungen.
Die Übernahme des amerikanischen Reifenkonzerns
Firestone durch den japanischen Hersteller B
ri
dge-
stone führte im Inland nur zu geringen Marktanteils-
additionen. Weltweit änderte sich die Rangfolge unter
den größten Reifenherstellern durch diese beiden Fu-
sionen jedoch erheblich, da B
ri
dgestone und Con
ti
-nental hinter Goodyear und Michelin auf den dritten
und vierten Platz vorrückten.
Die Angebotsstruktur auf den inländischen Reifen-
handelsmärkten hat sich quantitativ und qualitativ
weiter verändert. So hat die Zahl der eigenständigen
kleinen und mittleren Reifenhändler nach Aufkäufen
durch den konzerngebundenen Reifenhandel weiter
a/jointfilesconvert/456955/bgenommen. Hierbei ist Michelin mit ihrer Tochter-
gesellschaft Sarona in den letzten Jahren bundesweit
verstärkt tätig geworden (Tätigkeitsbericht 1985/86
S. 73). Auch Bri
dgestone hat erstmalig mehrere klei-
nere Reifenhändler erworben. Weder regional noch
bundesweit sind hierbei aber überragende Marktstel-
lungen im Reifenhandel entstanden; überregional
sind gegenwärtig acht Reifenhandelsunternehmen tä-
tig. Es führt Gummi-Mayer mit über 10 % Marktanteil,
gefolgt von Vergölst (Con
ti
nental), S
ti
nnes Reifen-
dienst (Veba-Konzern), Kempen (Goodyear), Pneu
-
mobil (Pirelli), Holert/Konz (Dunlop), Sarona (Miche-
lin) und neuerdings B
ri
dgestone.
Lederwaren und Schuhe (62)
In der deutschen Lederwaren- und Schuhindustrie
herrscht nach wie vor intensiver Wettbewerb. Die
Zahl der Unternehmen und der Beschäftigten und die
Produktionsleistung gehen schon seit Jahren zurück,
während der Anteil der Importe an der Inlandsversor-
gung steigt. Die Lederwaren- und Schuhindustrie ist
im wesentlichen mittelständisch strukturiert.
Das Bundeskartellamt hat das Vorhaben der Wil
li
Leibbrand KG, in drei Schritten das Aktienkapital der
Gold-Pfeil Ludwig Krumm AG zu erwerben, nicht un-
tersagt. Gold-Pfeil produziert höherwertige Lederwa-
ren. Die Marktanteile des Unternehmens im Inland
liegen deutlich unter 5 %. Die Wil
li
Leibbrand KG ist
über die RHG Leibbrand oHG einer der führenden
deutschen Lebensmittelhändler (vgl. S. 85 f.). Das Un-
ternehmen ist bislang auf dem betroffenen Markt
nicht tätig. Der Zusammenschluß ist Teil seiner Diver-
sifikationsstrategie. Wegen der geringen Marktan-
teile von Gold-Pfeil führt er nicht zu einer marktbe-
herrschenden Stellung.
Die Großunternehmen des Handels dringen weiterhin
in regionale Schuhhandelsmärkte ein (Tätigkeitsbe-
richt 1985/86 S. 73). So hat die zur Woolworth-Gruppe
gehörende Retail Company of Germany Inc., USA, die
Moderna Schuh-Center GmbH & Co., die Firma
Schuh-Riese Inh. Dr. F
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ed
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ch Werner und die Schuh-
filialkette der Globus Handelshof-Gruppe übernom-
men. Weiterhin hat sich Hertie an der Vamos Schuh-
versand GmbH beteiligt, wenig später aber die Mehr-
heit an die Gesellschafter der Klingel-Gruppe (u. a.
Robert Klingel GmbH & Co. und Braun & Goll GmbH
& Co. KG Versand) weiterveräußert. Diese Zusam-
menschlüsse sind nicht untersagt worden, da auf kei-
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